Der Aufbau der Mädchenberufsschule zu Danzig
Geschichte der städtischen Mädchenberufsschule zu Danzig,
begründet den 12. April 1920
Wie und weshalb ich in Danzig die Direktorin der Mädchenberufsschule wurde!
Schuld daran ist eigentlich unser verehrter Direktor Neumann von der Viktoria-Schule in der Holzgasse in Danzig!
Warum? Als ich in der Zeit von 1895-1898 das Lehrerinnen-Seminar besucht hatte, nahm ich an dem von unserem Danziger, etwas gefürchteten Musikkritiker Herrn Professor Doktor Karl Fucks angeregten und von ihm selbst geleiteten Klavierstundenzirkel teil, für den wir Teilnehmerinnen monatlich drei Mark bezahlten. Ich hatte die Aufgabe, dies Geld einzusammeln und monatlich unserem Direx abzuliefern. (Es war für mich immer ein besonderer Augenblick, das Zimmer unseres verehrten Direktors besuchen zu dürfen!)
So wußte also Direktor Neumann, daß ich an dem Klavierstundenzirkel bei Doktor Fucks teilnahm.
Etwa zwei Jahre nach meinem Lehrerinnenexamen erhielt ich zu meinem größten Erstaunen eine Postkarte von Direktor Neumann mit der Bitte, ihn aufzusuchen, es handele sich um Klavierstunden! Und dann erfuhr ich von ihm, dass ein Hauptmann W., der nach Danzig versetzt worden war, für seine Tochter eine Klavierlehrerin suchte und da sei ihm eingefallen, dass ich ja bald Doktor Fucks Klavierstunden gehabt hätte! Ich war zuerst ganz erschrocken! Ich sollte Klavierstunden geben?! Doch der Direx redete mir gut zu – Er gab mir noch den Rat, für die Stunde 0,75 Pf. zu nehmen!
Und so geschah es! Und im Laufe der Jahre entwickelte sich mit der ganzen Familie W. und mir eine herzliche Freundschaft. Sie besteht noch bis zum heutigen Tage! Und dann kam 1908 oder 1909 eine Schwester des nunmehrigen Majors W. aus Braunschweig zu Besuch. Sie war sehr erstaunt darüber, dass ich als evangelische Christen nicht Mitglied des evangelischen Frauenbundes sei. Das sei doch meine Pflicht! Nun ja, wenn das meine Pflicht ist, dann muss ich wohl!
Durch einen eigenartigen Zufall erfuhr ich, wo und wann der evangelische Frauenbund, der von Fräulein Helene Sauerhering geleitet wurde, eine Zusammenkunft hatte. Sehr merkwürdig war das! Ich also hin! Der evangelische Frauenbund war damals eine recht exklusive Vereinigung. Der Kreis war auch nicht groß, soweit ich im Laufe des Jahres beobachten konnte. So war es für Fräulein S.sicher etwas recht Ungewöhnliches, daß ich, als sie mir die Tür zum Versammlungsraum öffnete, ganz unbefangen fragte, ob hier der evangelische Frauenbund tage und dabei erklärte, daß ich in diesen Bund eintreten wolle.
Nun ja, ich wurde aufgenommen, irgendwie ausgefragt, man erfuhr daß ich Lehrerin sei – ich war damals 30 Jahre alt – und schon war mein Schicksal besiegelt! – In den nächsten Tagen stand Fräulein S. vor mir in meiner Wohnung und forderte mich freundlich auf, doch am nächsten Sonntag im "Sonntagsheim für junge Mädchen", das vom Frauenbund eingerichtet war, die Leitung des Abends zu übernehmen! – Was blieb mir anderes übrig?! Ich sagte zu! Man feierte gerade den 100. Geburtstag von Mendelssohn: seine "Lieder ohne Worte" bildeten sozusagen den Auftakt zu meiner späteren Entwicklung! Denn – Fräulein S. ließ nicht locker! Alle 14 Tage – der Sonntagnachmittag – gehörte von nun an dem Sonntagsheim für junge Mädchen!
Als dann im Jahre 1912 allgemein der Ruf an die Lehrerschaft erging, sich der schulentlassenen Jugend anzunehmen, da kam dann, ich war damals Lehrerin in Schidlitz, für den anderen Sonntag der christliche "Schidlitzer Jugendbund" hinzu! Ich hatte ja eine Erfahrung in der Jugendbetreuung!
Und so gingen die Jahre hin, bis ich im März 1920 zu meiner größten Überraschung ein Schreiben von Herrn Direktor Jasse erhielt, in dem ich gebeten wurde, ihn wegen der im Stadtparlament – aufgrund der Weimarer Verfassung – beabsichtigten Errichtung einer Mädchenberufsschule aufzusuchen! – Ich muß gestehen, dass ich keine Ahnung davon hatte, was es um eine Mädchenberufsschule sei. Mir schwebte irgend so eine freiwillige Betreuung jugendlicher Mädchen vor – nun in dieser Beziehung war ich ja reichlich erfahren!
Ich ging mit ziemlichem Unbehagen zu dieser Rücksprache mit Herrn Direktor Jasse zur Knaben-Fortbildungsschule, (so hieß sie damals noch) zur Großen Mühle. Ich erfuhr nun von Herrn Direktor Jasse selbst, daß er vom Danziger Lehrerinnen-Verein, der unter der Leitung von Fräulein Katharina Stelte stand und von ihrer Mitarbeiterin Fräulein Gertrud Mielke, aufgefordert war, sich an mich wegen der Errichtung der Mädchenberufsschule zu wenden. – Es war mit der Zeit ja bekannt geworden, daß ich mich der Schulentlassenen Jugend schon seit Jahren angenommen hatte.
Das war Ostern 1920! Ich sollte mich nun entscheiden. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, hatte ich doch keine rechte Vorstellung von der Aufgabe, die an mich heran trat. So schob ich meinen Entschluß von einem Tag zum anderen auf, bis ich schließlich aufgefordert wurde, zur Rücksprache bei Herrn Senator Strunk zu erscheinen.
Wenn ich heute zurückdenke, so muss ich mich nachträglich doch etwas schämen, wie unbeholfen und unvorschriftsmäßig ich mich damals vor unserem höchsten Vorgesetzten Herrn Senator Strunk benommen habe! Der Schulsenat hatte damals seinen Sitz auf Neugarten. Da ich an der Mädchenschule in Schidlitz unterrichtete, ging ich nach Schulschluß zur anberaumten Rücksprache zum Senat. Meine Schülerinnen hatten mir in der Schule Blumen geschenkt – wahrscheinlich waren es Osterllilien und Kätzchen – und mit diesen Blumen im Arm machte ich meinen Arbeitsbesuch bei unserem Schulsenator! – Das tut man doch aber nicht!
Gefragt, wie ich mich nun entschlossen hätte, brachte ich meine großen Bedenken vor, vor allem waren wir ja nun auch mittlerweile klar geworden, dass ein großer Verwaltungsapparat damit verbunden ist, und davor graute mir besonders! Ich brachte schließlich auch auch vor, daß ich auch nicht einmal telefonieren könnte! Nun, ich höre noch heute das herzhafte Lachen des Senats! "Ach, Fräulein Groth das werden sie schon noch lernen!" – Und schließlich zeigte er mir, was für eine große und schöne Aufgabe doch vor mir liegen – der Funke schlug ein!
Ich sagte zu – auf ein Jahr!
Warum? Als ich in der Zeit von 1895-1898 das Lehrerinnen-Seminar besucht hatte, nahm ich an dem von unserem Danziger, etwas gefürchteten Musikkritiker Herrn Professor Doktor Karl Fucks angeregten und von ihm selbst geleiteten Klavierstundenzirkel teil, für den wir Teilnehmerinnen monatlich drei Mark bezahlten. Ich hatte die Aufgabe, dies Geld einzusammeln und monatlich unserem Direx abzuliefern. (Es war für mich immer ein besonderer Augenblick, das Zimmer unseres verehrten Direktors besuchen zu dürfen!)
So wußte also Direktor Neumann, daß ich an dem Klavierstundenzirkel bei Doktor Fucks teilnahm.
Etwa zwei Jahre nach meinem Lehrerinnenexamen erhielt ich zu meinem größten Erstaunen eine Postkarte von Direktor Neumann mit der Bitte, ihn aufzusuchen, es handele sich um Klavierstunden! Und dann erfuhr ich von ihm, dass ein Hauptmann W., der nach Danzig versetzt worden war, für seine Tochter eine Klavierlehrerin suchte und da sei ihm eingefallen, dass ich ja bald Doktor Fucks Klavierstunden gehabt hätte! Ich war zuerst ganz erschrocken! Ich sollte Klavierstunden geben?! Doch der Direx redete mir gut zu – Er gab mir noch den Rat, für die Stunde 0,75 Pf. zu nehmen!
Und so geschah es! Und im Laufe der Jahre entwickelte sich mit der ganzen Familie W. und mir eine herzliche Freundschaft. Sie besteht noch bis zum heutigen Tage! Und dann kam 1908 oder 1909 eine Schwester des nunmehrigen Majors W. aus Braunschweig zu Besuch. Sie war sehr erstaunt darüber, dass ich als evangelische Christen nicht Mitglied des evangelischen Frauenbundes sei. Das sei doch meine Pflicht! Nun ja, wenn das meine Pflicht ist, dann muss ich wohl!
Durch einen eigenartigen Zufall erfuhr ich, wo und wann der evangelische Frauenbund, der von Fräulein Helene Sauerhering geleitet wurde, eine Zusammenkunft hatte. Sehr merkwürdig war das! Ich also hin! Der evangelische Frauenbund war damals eine recht exklusive Vereinigung. Der Kreis war auch nicht groß, soweit ich im Laufe des Jahres beobachten konnte. So war es für Fräulein S.sicher etwas recht Ungewöhnliches, daß ich, als sie mir die Tür zum Versammlungsraum öffnete, ganz unbefangen fragte, ob hier der evangelische Frauenbund tage und dabei erklärte, daß ich in diesen Bund eintreten wolle.
Nun ja, ich wurde aufgenommen, irgendwie ausgefragt, man erfuhr daß ich Lehrerin sei – ich war damals 30 Jahre alt – und schon war mein Schicksal besiegelt! – In den nächsten Tagen stand Fräulein S. vor mir in meiner Wohnung und forderte mich freundlich auf, doch am nächsten Sonntag im "Sonntagsheim für junge Mädchen", das vom Frauenbund eingerichtet war, die Leitung des Abends zu übernehmen! – Was blieb mir anderes übrig?! Ich sagte zu! Man feierte gerade den 100. Geburtstag von Mendelssohn: seine "Lieder ohne Worte" bildeten sozusagen den Auftakt zu meiner späteren Entwicklung! Denn – Fräulein S. ließ nicht locker! Alle 14 Tage – der Sonntagnachmittag – gehörte von nun an dem Sonntagsheim für junge Mädchen!
Als dann im Jahre 1912 allgemein der Ruf an die Lehrerschaft erging, sich der schulentlassenen Jugend anzunehmen, da kam dann, ich war damals Lehrerin in Schidlitz, für den anderen Sonntag der christliche "Schidlitzer Jugendbund" hinzu! Ich hatte ja eine Erfahrung in der Jugendbetreuung!
Und so gingen die Jahre hin, bis ich im März 1920 zu meiner größten Überraschung ein Schreiben von Herrn Direktor Jasse erhielt, in dem ich gebeten wurde, ihn wegen der im Stadtparlament – aufgrund der Weimarer Verfassung – beabsichtigten Errichtung einer Mädchenberufsschule aufzusuchen! – Ich muß gestehen, dass ich keine Ahnung davon hatte, was es um eine Mädchenberufsschule sei. Mir schwebte irgend so eine freiwillige Betreuung jugendlicher Mädchen vor – nun in dieser Beziehung war ich ja reichlich erfahren!
Ich ging mit ziemlichem Unbehagen zu dieser Rücksprache mit Herrn Direktor Jasse zur Knaben-Fortbildungsschule, (so hieß sie damals noch) zur Großen Mühle. Ich erfuhr nun von Herrn Direktor Jasse selbst, daß er vom Danziger Lehrerinnen-Verein, der unter der Leitung von Fräulein Katharina Stelte stand und von ihrer Mitarbeiterin Fräulein Gertrud Mielke, aufgefordert war, sich an mich wegen der Errichtung der Mädchenberufsschule zu wenden. – Es war mit der Zeit ja bekannt geworden, daß ich mich der Schulentlassenen Jugend schon seit Jahren angenommen hatte.
Das war Ostern 1920! Ich sollte mich nun entscheiden. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, hatte ich doch keine rechte Vorstellung von der Aufgabe, die an mich heran trat. So schob ich meinen Entschluß von einem Tag zum anderen auf, bis ich schließlich aufgefordert wurde, zur Rücksprache bei Herrn Senator Strunk zu erscheinen.
Wenn ich heute zurückdenke, so muss ich mich nachträglich doch etwas schämen, wie unbeholfen und unvorschriftsmäßig ich mich damals vor unserem höchsten Vorgesetzten Herrn Senator Strunk benommen habe! Der Schulsenat hatte damals seinen Sitz auf Neugarten. Da ich an der Mädchenschule in Schidlitz unterrichtete, ging ich nach Schulschluß zur anberaumten Rücksprache zum Senat. Meine Schülerinnen hatten mir in der Schule Blumen geschenkt – wahrscheinlich waren es Osterllilien und Kätzchen – und mit diesen Blumen im Arm machte ich meinen Arbeitsbesuch bei unserem Schulsenator! – Das tut man doch aber nicht!
Gefragt, wie ich mich nun entschlossen hätte, brachte ich meine großen Bedenken vor, vor allem waren wir ja nun auch mittlerweile klar geworden, dass ein großer Verwaltungsapparat damit verbunden ist, und davor graute mir besonders! Ich brachte schließlich auch auch vor, daß ich auch nicht einmal telefonieren könnte! Nun, ich höre noch heute das herzhafte Lachen des Senats! "Ach, Fräulein Groth das werden sie schon noch lernen!" – Und schließlich zeigte er mir, was für eine große und schöne Aufgabe doch vor mir liegen – der Funke schlug ein!
Ich sagte zu – auf ein Jahr!
Ostern 1920 trat ich aus der Volksschule aus! Ich bezog das Zimmer neben dem Amtszimmer von Herrn Direktor Jasse an der Großen Mühle. Dieses Zimmer mußte ich mich mit Herrn Sasse, dem stellvertretenden Direktor, teilen. Der Danziger Lehrerinnen-Verein hatte eine so genannte "freiwillige Klasse" schulentlassener Mädchen gebildet, den Handarbeitsunterricht in dieser Klasse hatte Fräulein Zeim erteilt. Die Schülerinnen zahlten ein kleines Schulgeld, sie erhielten wöchentlich 20 Unterrichtstunden.
Diese Klasse bildete zusammen mit der vom "Danziger Verein Frauenwohl" unter der Leitung von Fräulein Maria Meier eingerichteten Klasse für Schneiderlehrlinge den Grundstock der Mädchenberufsschule. An dieser Lehrlingsklasse gab die Kunstgewerblerin Fräulein Else Schulz den Fach-und Zeichenunterricht. Den theoretischen Unterricht erteilte unter anderen die Volksschullehrerin Fräulein Dienerowik. Die Namen etwaiger anderer Lehrerrinnen sind mir entfallen.
Am 12. April 1920 begann also mit diesem Grundstock die Mädchenberufsschule zu Danzig!
Das Ortsstatut trat dann für alle gewerblichen und kaufmännischen Lehrlinge Ostern 1921 in Kraft! Es hieß für mich, mit dem Aufgabengebiet vertraut zu werden. –
Da aufgrund der Weimarer Verfassung in ganz Deutschland nun auch Berufsschulen für Mädchen eingerichtet werden mussten. (Für Knaben bestanden ja schon seit langen die so genannten Fortbildungs-Schulen!) erging von Leipzig aus, wo unter Else Sander schon seit längerer Zeit eine Mädchenberufsschule bestand, an alle für die Errichtung von Mädchenberufsschulen vorgesehenen Lehrkräfte die Aufforderung, an einem sechswöchigen Einführungskurses teilzunehmen. Ich wurde von der Stadt dazu hingeschickt in sechs Wochen in der Zeit von Juni bis Juli 1920.
Diese Einführung war äußerst interessant für alle – aber auch ungeheuer anstrengend, - fing es ja immer schon um 7:00 Uhr morgens an und dauerte bis zum späten Abend. (Wir alle sahen schließlich nur noch wie abgemagerte Droschkengäule aus!)
Es trat nun an mich die Aufgabe heran, für die ab April 1921 erwarteten Schülerinnen, Handwerks-und kaufmännische Lehrlinge, die notwendigen nebenamtlichen Lehrkräfte heranzuziehen.
Ich wandte mich daher mit einem Rundschreiben an die Lehrerinnen der Volksschulen.
Am 20. Oktober 1920 fand dann die erste Werbe-Versammlung in der Aula der Viktoriaschule in Anwesenheit von Senator Dr. Strunk statt.
Und ich hielt meine "Jungfernrede"! Konnte ja nun von Leipzig sehr viel berichten!
Mit dem Erfolg konnte ich recht zufrieden sein!
Ich richtete daraufhin verschiedene Einführungskurse ein. Die Herrn Fiek u. Krieg von der männlichen Berufsschule übernahmen die Kurse für Berufs-& Fachkunde und Buchführung, Professor Petersen für Kunstgewerbe, Professor Glimm von der technischen Hochschule und Doktor Eikleben Kurse für Nahrungsmittellehre etc.
Die Kurse fanden in der Schule Großen Mühle und in der Hochschule statt.
So verging der Winter.
Im April 1921 trat das Ortsstatut in Kraft – und damit der Kampf mit den Arbeitgebern!
An dieser Stelle ist es mir eine liebe Pflicht, zu bezeugen, dass Herr Direktor Jasse mir treulich in dieser für mich nicht leichten Zeit mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat.
Als treue und gewissenhafte Hilfe hatte er mir aus seinem Geschäftszimmer Fräulein Else Hauffe beigegeben, die dann auch bis zum schweren Zusammenbruch unseres Vaterlandes 1945 und zum Zerfall unserer Schule – 25 Jahre hindurch dem Geschäftszimmer vorstand.
Was ist damals hieß, die Arbeitgeber zur Einhaltung der Berufsschulpflicht ihrer Angestellten zu verpflichten, davon kann man sich heute, 1958) keine Vorstellung machen. Es war ein dauernder Kampf! Wieviel tausend Versäumnisanzeigen und Strafmandate habe ich, besonders in den ersten Jahren, unterzeichnen und bearbeiten müssen!
Verpflichtet zum Schulbesuch waren alle kaufmännischen und gewerblichen Lehrlingeund alle ungelernten Arbeiterinnen. Die Hausangestellten waren noch nicht schulpflichtig.
Die Lehrlinge erhielten 8 Wochenstunden. Für die gewerblichen Lehrlinge wurden diese 8 Stunden an einem Tag erledigt, da der Unterricht in 4 Stunden Theorie und vier Stunden Fachunterricht zerfiel. Die kaufmännischen Lehrlinge, Kontoristinnen und Verkäuferinnen kamen 2 x zu je 4 Stunden zum Unterricht.
Die Arbeiterinnen erhielten 6 Stunden Unterricht hintereinander.
Zu diesen Pflichtklassen kamen dann noch die freiwilligen Klassen, die 20 Wochenstunden erhielten. Für diesen Unterricht wurde auch ein Schulgeld bezahlt. Die Fürsorgestelle für Kriegerwaisen war an mich herangetreten mit der Bitte, für die Kriegerwaisen solche Klassen einzurichten.
So lief die Schule an – und wurde immer größer und größer.
Ein eigenes Schulhaus besaß ich nicht! Mein Amtszimmer wurde schließlich ein kleiner Raum, der als Lehrmittelzimmer für elektrische Geräte zum Gebrauch für Elektrotechniker in der Knabenschule gebraucht wurde.
Mein Geschäftszimmer lag unter mir im Erdgeschoß, dem Geschäftszimmer für die Knaben entgegengesetzt.
Das Lehrmittelzimmer war lag unter dem Dach im 4. Stock. Ein Lehrerinzimmer war nicht vorhanden. Für meine Schülerinnen standen 3 Klassenräume zur Verfügung. Nun, die Lehrkräfte, die diese Anfangszeiten mitgemacht haben, können noch manch ein Lied davon singen, was es heißt, Jungen und Mädel zu damaligen Zeiten unter einem Dach zu beherbergen! (Heutzutage Ist die "coedukation" nichts Besonderes! 1958) Selbstverständlich waren wir Eindringlinge, die "Mariellen" an allem Unfug schuld!
So waren wir also gezwungen, in den anderen Schulhäusern – am Nachmittag! – Unterkunft zu suchen, außerdem natürlich auch in den Schulen der Außenwerke!
Diese Klasse bildete zusammen mit der vom "Danziger Verein Frauenwohl" unter der Leitung von Fräulein Maria Meier eingerichteten Klasse für Schneiderlehrlinge den Grundstock der Mädchenberufsschule. An dieser Lehrlingsklasse gab die Kunstgewerblerin Fräulein Else Schulz den Fach-und Zeichenunterricht. Den theoretischen Unterricht erteilte unter anderen die Volksschullehrerin Fräulein Dienerowik. Die Namen etwaiger anderer Lehrerrinnen sind mir entfallen.
Am 12. April 1920 begann also mit diesem Grundstock die Mädchenberufsschule zu Danzig!
Das Ortsstatut trat dann für alle gewerblichen und kaufmännischen Lehrlinge Ostern 1921 in Kraft! Es hieß für mich, mit dem Aufgabengebiet vertraut zu werden. –
Da aufgrund der Weimarer Verfassung in ganz Deutschland nun auch Berufsschulen für Mädchen eingerichtet werden mussten. (Für Knaben bestanden ja schon seit langen die so genannten Fortbildungs-Schulen!) erging von Leipzig aus, wo unter Else Sander schon seit längerer Zeit eine Mädchenberufsschule bestand, an alle für die Errichtung von Mädchenberufsschulen vorgesehenen Lehrkräfte die Aufforderung, an einem sechswöchigen Einführungskurses teilzunehmen. Ich wurde von der Stadt dazu hingeschickt in sechs Wochen in der Zeit von Juni bis Juli 1920.
Diese Einführung war äußerst interessant für alle – aber auch ungeheuer anstrengend, - fing es ja immer schon um 7:00 Uhr morgens an und dauerte bis zum späten Abend. (Wir alle sahen schließlich nur noch wie abgemagerte Droschkengäule aus!)
Es trat nun an mich die Aufgabe heran, für die ab April 1921 erwarteten Schülerinnen, Handwerks-und kaufmännische Lehrlinge, die notwendigen nebenamtlichen Lehrkräfte heranzuziehen.
Ich wandte mich daher mit einem Rundschreiben an die Lehrerinnen der Volksschulen.
Am 20. Oktober 1920 fand dann die erste Werbe-Versammlung in der Aula der Viktoriaschule in Anwesenheit von Senator Dr. Strunk statt.
Und ich hielt meine "Jungfernrede"! Konnte ja nun von Leipzig sehr viel berichten!
Mit dem Erfolg konnte ich recht zufrieden sein!
Ich richtete daraufhin verschiedene Einführungskurse ein. Die Herrn Fiek u. Krieg von der männlichen Berufsschule übernahmen die Kurse für Berufs-& Fachkunde und Buchführung, Professor Petersen für Kunstgewerbe, Professor Glimm von der technischen Hochschule und Doktor Eikleben Kurse für Nahrungsmittellehre etc.
Die Kurse fanden in der Schule Großen Mühle und in der Hochschule statt.
So verging der Winter.
Im April 1921 trat das Ortsstatut in Kraft – und damit der Kampf mit den Arbeitgebern!
An dieser Stelle ist es mir eine liebe Pflicht, zu bezeugen, dass Herr Direktor Jasse mir treulich in dieser für mich nicht leichten Zeit mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat.
Als treue und gewissenhafte Hilfe hatte er mir aus seinem Geschäftszimmer Fräulein Else Hauffe beigegeben, die dann auch bis zum schweren Zusammenbruch unseres Vaterlandes 1945 und zum Zerfall unserer Schule – 25 Jahre hindurch dem Geschäftszimmer vorstand.
Was ist damals hieß, die Arbeitgeber zur Einhaltung der Berufsschulpflicht ihrer Angestellten zu verpflichten, davon kann man sich heute, 1958) keine Vorstellung machen. Es war ein dauernder Kampf! Wieviel tausend Versäumnisanzeigen und Strafmandate habe ich, besonders in den ersten Jahren, unterzeichnen und bearbeiten müssen!
Verpflichtet zum Schulbesuch waren alle kaufmännischen und gewerblichen Lehrlingeund alle ungelernten Arbeiterinnen. Die Hausangestellten waren noch nicht schulpflichtig.
Die Lehrlinge erhielten 8 Wochenstunden. Für die gewerblichen Lehrlinge wurden diese 8 Stunden an einem Tag erledigt, da der Unterricht in 4 Stunden Theorie und vier Stunden Fachunterricht zerfiel. Die kaufmännischen Lehrlinge, Kontoristinnen und Verkäuferinnen kamen 2 x zu je 4 Stunden zum Unterricht.
Die Arbeiterinnen erhielten 6 Stunden Unterricht hintereinander.
Zu diesen Pflichtklassen kamen dann noch die freiwilligen Klassen, die 20 Wochenstunden erhielten. Für diesen Unterricht wurde auch ein Schulgeld bezahlt. Die Fürsorgestelle für Kriegerwaisen war an mich herangetreten mit der Bitte, für die Kriegerwaisen solche Klassen einzurichten.
So lief die Schule an – und wurde immer größer und größer.
Ein eigenes Schulhaus besaß ich nicht! Mein Amtszimmer wurde schließlich ein kleiner Raum, der als Lehrmittelzimmer für elektrische Geräte zum Gebrauch für Elektrotechniker in der Knabenschule gebraucht wurde.
Mein Geschäftszimmer lag unter mir im Erdgeschoß, dem Geschäftszimmer für die Knaben entgegengesetzt.
Das Lehrmittelzimmer war lag unter dem Dach im 4. Stock. Ein Lehrerinzimmer war nicht vorhanden. Für meine Schülerinnen standen 3 Klassenräume zur Verfügung. Nun, die Lehrkräfte, die diese Anfangszeiten mitgemacht haben, können noch manch ein Lied davon singen, was es heißt, Jungen und Mädel zu damaligen Zeiten unter einem Dach zu beherbergen! (Heutzutage Ist die "coedukation" nichts Besonderes! 1958) Selbstverständlich waren wir Eindringlinge, die "Mariellen" an allem Unfug schuld!
So waren wir also gezwungen, in den anderen Schulhäusern – am Nachmittag! – Unterkunft zu suchen, außerdem natürlich auch in den Schulen der Außenwerke!
Die Namen der folgenden Schulhäuser sind unter Umständen falsch gelesen:
Rund 14 Schulhäuser belegten wir.
Rund 14 Schulhäuser belegten wir.
Große Mühle, Faulgraben, Viktoriaschule, Schwarzes Meer, Mähn, Mittaggasse, Weidengasse, Neuschottland, Oliva, Neufahrwasser, Brösen, Schidlitz, Altschottland, Heubude.
Der Stamm der hauptamtlichen Lehrkräfte wurde immer größer, ebenso vergrößerte sich die Zahl der nebenamtlichen Lehrkräfte.
Ich selbst galt als "Abteilungsleiterin" unter dem Direktorat von Herrn Direktor Jasse.
Das ging so 4 Jahre lang. Ich hatte mich sehr bald in meine Aufgabe und Arbeit gefunden, handelte in allen Dingen durchaus selbständig. Herr Direktor Jasse verwaltete nur den für unsere Schule gemeinsamen Etat.
Nach 4 Jahren war die Schule in Unter- Mittel- und Oberstufen aufgebaut.
Der Stamm der hauptamtlichen Lehrkräfte wurde immer größer, ebenso vergrößerte sich die Zahl der nebenamtlichen Lehrkräfte.
Ich selbst galt als "Abteilungsleiterin" unter dem Direktorat von Herrn Direktor Jasse.
Das ging so 4 Jahre lang. Ich hatte mich sehr bald in meine Aufgabe und Arbeit gefunden, handelte in allen Dingen durchaus selbständig. Herr Direktor Jasse verwaltete nur den für unsere Schule gemeinsamen Etat.
Nach 4 Jahren war die Schule in Unter- Mittel- und Oberstufen aufgebaut.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen